Crowdinvesting und passives Einkommen
Crowdinvesting ist eine wunderbare Möglichkeit, sein Portfolio mit interessanten jungen Unternehemn zu diversifizieren und sich zugleich ein passives Einkommen aufzubauen. Wenn Jens und ich, Chris, uns nach neuen passiven Einkommensmöglichkeiten im Anlagebereich umsehen, spielen Renditeüberlegungen für uns zunächst eine untergeordnete Rolle. Rendite ja und gerne, aber nicht zu jedem Preis. Sehr viel wichtiger, wie ein Prozent mehr Rendite ist für uns, womit das Unternehmen Geld verdient und ob diese Art unseren ökologisch-nachhaltigen und ethisch-sozialen Standards entspricht. Nestlé mag zwar eine tolle Aktie sein, wie das Unternehmen zu seinen Gewinnen kommt, widerspricht jedoch unseren Anlagepräferenzen. Wenn wir Geld investieren, ist es stets unser Ziel, damit ein Unternehmen zu unterstützen, das unseren individuellen Standards standhalten kann.

Was ist Crowdinvesting?

Unter dem Begriff Crowdinvesting versteht man eine relativ neue Finanzierungsform für Startups und Unternehmen in der Wachstumsphase. Damit der Finanzierungsbetrag erreicht wird, tun sich eine Reihe von Geldgebern zusammen. Darunter private und professionelle Investoren sowie Kleinanleger. Sie investieren in der Regel kleinere Geldbeträge und können damit den Eigenkapitalanteil des Unternehmens erhöhen. Ein gewisser Eigenkapitalsockel wird gerade bei Fremdfinanzierungen (typischerweise Kredite von Banken) gefordert und kann so erbracht werden (Beteiligungsform Genussrechte oder partiarisches Darlehen). Liegt eine stille Beteiligung vor, so handelt es sich seitens des Investors um eine Fremdkapitalforderung, ganz ähnlich dem Erwerb einer Unternehmensanleihe. Grundsätzlich wird bei Crowdinvestments sowohl von einer hohen Renditechance als auch einem hohen Risiko ausgegangen, da ein Totalausfall, sollte das Unternehmen nicht erfolgreich sein, nicht ausgeschlossen werden kann. Das Mitspracherecht des Investors ist in den meisten Fällen stark beschränkt oder ausgeschlossen. Besonders hervorzuheben ist, dass die Rechte eines Crowdinvestors mittlerweile im Rahmen des sogenannten Kleinanlegerschutzgesetzes festgeschrieben wurden und damit Kleininvestoren wichtige Rechte einräumen. Gerade für uns, als passive Investoren, die nach hohen Renditen in zukunftsweisenden, nachhaltigen und ethisch-sozialen Unternehmen suchen, ist Crowdinvesting daher optimal.

Unterschied von Crowdinvesting zu Crowdfunding bzw. Crowdsourcing

Der Begriff Crowdinvesting wurde von der bekannteren Form der Schwarmfinanzierung, dem Crowdfunding, abgeleitet, hat damit allerdings nur sehr wenig zu tun. Bei Schwarmfinanzierungen kann eine Community dafür sorgen, dass ein Projekt zustande kommt. Beim Crowdfunding erwirbst Du mit Deiner Investition eine symbolische Gegenleistung. Häufig sind gratis Produkte des Unternehmens zu finden, die der Investor als einer der ersten überhaupt erhält. Je nach Investitionshöhe werden aber auch persönliche Treffen oder Ähnliches als Gegenleistung angeboten. Die Gegenleistung ist also nicht monetär und gleicht eher einer Spende. Ganz anders bei Crowdinvesting. Hier besteht die Gegenleistung im Erwerb eines Unternehmensanteils – einer Aktie! Als Investor kannst Du damit sowohl von den potentiellen Gewinnen des Unternehmens als auch einem etwaigen Verkauf an Großinvestoren profitieren. Diese Art einer Unternehmensbeteiligung war noch vor einigen Jahren lediglich kapitalstarken Investoren (insb. Business Angels und Venture Kapitalisten) vorbehalten.

Vorteile von Crowdinvesting

Damit sollte klar sein, dass Crowdinvesting für Investoren, die nach Möglichkeiten suchen, ihr Portfolio zu diversifizieren – und das mit renditestarken Unternehmen zu tun – eine durchaus interessante Möglichkeit darstellt. Aber welche Vorteile hat Crowdinvesting noch?

Wie ich eingangs bereits betont habe, bin ich ein überaus passiver Investor. Ich mag Investitionen, die ich auch lange Zeit liegen lassen kann, ohne mich zu sehr um deren Entwicklung zu sorgen. Schließlich reduziert jede Minute, die diese Art meiner Geldinvestitionen von mir verlangt, den passiven Charakter meines Investments. Kann ich dies nun zudem damit verbinden, Unternehmen zu wählen, die meinen generellen Präferenzen entsprechen, nämlich damit, wie sie ihr Geld verdienen, sehe ich eine tolle Anlagemöglichkeit. Je nachdem, wie wir unser Geld verwenden, beeinflussen wir die wirtschaftliche Zukunft. Und wie wir mittlerweile alle wissen, die Wirtschaft, gesteuert durch unsere Bedürfnisse und unser Konsumverhalten, bestimmt fast ausschließlich die Zukunft unseres Planeten.

Lässt sich diese ideelle Herangehensweise nun mit attraktiven Renditen verbinden, entsteht daraus aus meiner Sicht eine Anlageklasse mit hervorragenden Zukunftsaussichten. Schließlich ist nicht ausgeschlossen, dass neben einer Rückzahlung des „Darlehens“ auch eine Wertsteigerung Deiner Beteiligung einhergeht, was lukrative Zusatzgewinne erzeugen kann. Ich wachse also mit einem Unternehmen mit, das meinen individuellen Anlagepräferenzen gerecht wird und Projekte realisiert, die vielleicht sogar die Welt verändern können. In meinen Augen eine Finanzrevolution!

Ein weiterer großer Vorteil von Crowdinvesting-Plattformen ist, dass man – gebührenfrei!! – kleine Tranchen erwerben kann. Man muss also nicht mehrere Hundert oder gar Tasuchend Euro investieren, damit ein Investment, z. B. aufgrund anfallender Transaktions- und Informationskosten, überhaupt sinnvoll ist. Vielmehr kann man bereits ab 50€ (z. B. bei Companisto) stille Beteiligungen an jungen Unternehmen und Startups erwerben. Das heißt, dass man den von mir in Nine-to-five angesprochenen Diversifikationsgrad von 1 Prozent auch als Kleinanleger wirklich erreichen kann.

Was meine ich mit der 1-Prozent Diversifikation?

Für Klein- und Privatanleger ist es aus einer Risikobetrachtung heraus ein erstrebenswertes Ziel, innerhalb einer Assetklasse (z. B. Crowdinvesting, ETFs und Aktien, P2P-Kredite) Investitionen so breit wie möglich zu streuen. Gelingt es, dass keine der Investitionen größer als 1 Prozent der Gesamtinvestition in die jeweilige Assetklasse ist, kann man von einer breiten Diversifikation und einem dadurch deutlich minimierten Risiko sprechen.

Beispiel: Für eine Investition von 50€ / Crowdinvestment in insgesamt 100 unterschiedliche junge Unternehmen und/oder Startups verlangt eine Gesamtinvestition von 5.000€. Damit hat man innerhalb der Assetklasse „Crowdinvesting“ eine 1-Prozent Diversifikation erreicht. Eine Investitionssumme, die über einen gewissen Zeitraum realistischerweise erreicht werden kann und dazu führt, dass mögliche Totalausfälle eher zu verkraften sind. Noch kleiner sind die Investitionstranchen bei P2P-Krediten, wo man die Investitionen sogar in 5€ Beträge stückeln kann und mit einer Investition von 500€ bereits eine 1-Prozent Diversifikation erreichen kann.

So funktioniert Crowdinvesting

Gründer, Start-ups oder junge Unternehmen wählen zunächst eine der zahlreichen digitalen Crowdinvesting-Plattformen aus. Dort stellen sie sich, das Unternehmen, die Geschäftsidee und meist auch ihren Finanzplan vor. Darüber hinaus wird die mindestens zu erreichende Investitionssumme (Mindestfinanzierungsbetrag) festgelegt. Anschließend werden die Angaben der Kapitalsuchenden von der jeweiligen Crowdinvesting-Plattform geprüft. Nur bei positivem Ergebnis wird das Gesuch auch tatsächlich online gestellt. Wird der Mindestfinanzierungsbetrag durch die Crowdinvestoren während des gewählten Zeitraums erreicht, kommt die Finanzierung zustande und das Geld fließt. Sollte das nicht gelingen, bekommt der Investor sein Geld zurück. Im Falle einer erfolgreichen Finanzierung erhalten die Investoren von den jeweiligen Unternehmen regelmäßige Informationen über den aktuellen Geschäftsverlauf. Entwickelt sich das Geschäft erfolgreich, erhalten die Investoren den vom Kapitalsuchenden versprochenen Erfolgsbeitrag (Rendite).

Wichtige Begriffe

Mindestinvest: Abhängig von der gewählten Plattform werden unterschiedlich hohe Mindestinvestitionssummen verlangt. Diese können zwischen 5 Euro (Companisto) und 500 Euro (iFunded) liegen.

Laufzeit Fundingphase: Innerhalb dieses Zeitraums sollte der Mindestfinanzierungsbetrag erreicht werden, damit die Finanzierung zustande kommt. In besonderen Fällen können die Laufzeiten verlängert werden.

(Mindest)-Laufzeit: Abhängig vom Geschäftsmodell und der Finanzplanung variiert die Mindestlaufzeit der Investition von Unternehmen zu Unternehmen. Besonders häufig sind jedoch Laufzeiten zwischen 2,5 und 6 Jahren.

Art der Beteiligung: Neben Genussscheinen und partiarischen Darlehen werden am häufigsten stille Unternehmensbeteiligungen angeboten. Dies ist eine Mischform aus Eigen- und Fremdfinanzierung, die allerdings keine aktiven Mitspracherechte bei der Unternehmensführung begründet. Allerdings begründet sie eine finanzielle Beteiligung an Gewinn und Verkaufserlös des Unternehmens (keine Nachschusspflicht).

6 Strategien, um Dir mit Crowdfunding ein passives Einkommen aufzubauen

  1. Gerade als Anfänger macht es meiner Meinung nach Sinn, viele kleine Beträge in ganz unterschiedliche Unternehmen zu investieren. Streue Deine Investitionen also möglichst breit. Das Grundprinzip der Diversifikation gilt bei dieser etwas riskanteren passiven Einkommensform besonders, denn Verluste durch Ausfälle sind so gut wie sicher! Einmal mehr gilt für diesen Worst-Case nicht alle Äpfel in einen Korb zu legen. Je mehr Körbe (Unternehmen) Du in Deinem Portfolio ansiedelst, umso weniger stark werden sich etwaige Verluste für Dich auswirken!
  2. Gerade zu Beginn halte ich es ebenfalls für sinnvoll, in jene Ideen zu investieren, wo Du bereits etwas Erfahrung (z. B. aus dem Alltag, durch Hobbys, etc.) in Deine Entscheidung einbringen kannst.
  3. Eine gute Methode, die Geschäftsidee zu evaluieren ist, Dich in die Zielgruppe zu versetzen. Würdest Du das Produkt bzw. die Dienstleistung konsumieren bzw. in Anspruch nehmen?
  4. Das Prinzip der Schwarmfinanzierung ist eng mit dem Phänomen der Schwarmintelligenz verbunden. Das heißt, dass es durchaus Sinn macht, dort zu investieren, wo bereits andere Investoren Geld investiert haben. Das steigert nicht nur den so genannten „Social Proof“ (soziale Bewährtheit) des Unternehmens, sondern erhöht zugleich das Gesamtkapital, mit dem das Start-up operieren kann. Diese gesteigerte Liquidität erhöht die Erfolgsaussichten wiederum enorm!
  5. Halte bei Deinen Investitionen auch Ausschau nach zusätzlich angebotenen Prämien, wie z. B. Gutscheinen, etc. Sie verbessern die Rendite Deines Investments unmittelbar, gehen aber meist mit etwas höheren Mindestinvestitionsbeträgen einher.
  6. Besonders toll finde ich, dass bei den Investitionen keine Transaktionsgebühren anfallen und sich daher kleinere Investitionen genauso lohnen, wie größere.

Meine Crowdinvesting-Strategie

Ich nehme mir jeden Monatsanfang einen halben Tag Zeit für meine passiven Investitions-Einkommensquellen. Dann entscheide ich auch über meine neuen Crowdinvestments. Ich achte darauf, dass die Investitionen über die Zeit unterschiedlichen Branchen angehören und eine unterschiedliche Rendite aufweisen (niedrig, mittel und hoch). Außerdem spielt für mich auch der soziale Faktor eine wichtige Rolle. Ich versuche, das zu unterstützen, was mir auch am Herzen liegt! Künftig werde ich auch noch den Faktor Laufzeit in meine Überlegungen mit einfließen lassen. Damit versuche ich das Prinzip der Bond-Ladder auf das Crowdinvesting zu übertragen. Das soll die Mischung von hoher Liquidität und konstantem passiven Geldfluss gewährleisten. Auf diese Weise entwickelt sich im Laufe der Zeit (hoffentlich) ein diversifiziertes Portfolio mit einem für meine Ansprüche adäquaten Rendite-Risiko Verhältnis.

Crowdinvesting – das Fazit

Bedenke allerdings, dass diese Strategie auf meine individuellen Rendite-Risiko-Präferenzen sowie an mein Budget angepasst ist. Es kann gut sein, dass Du völlig andere Präferenzen hast und daher ein anderer Weg sehr viel zielführender für Dich ist. Außerdem möchte ich anmerken, dass häufig noch zu wenig Investitionsmöglichkeiten angeboten werden.

Bevor Du nun einen Überblick über einige gängige und bereits etablierte Crowdinvesting-Plattformen erhältst, muss ich Dich warnen. Gerade Crowdinvesting kann süchtig machen und man verfällt schnell dem Kaufrausch! Lege daher vorher den Betrag fest, den Du (z. B. diesen Monat) investieren möchtest und halte Dich daran, wie an einen Einkaufszettel. Sonst kann es passieren, dass Du an der Kasse feststellst, dass Du Dinge in den Korb gelegt hast, die Du entweder gar nicht kaufen wolltest, oder die Dein Budget übersteigen!

Empfehlenswerte Plattformen:

  • Companisto* → Unterschiedliche Projekte → Mindestinvest: 5€.
  • Bergfürst* → Projekte im Immobiliensektor → Mindestinvest: 10€.
  • Seedmatch* → Unterschiedliche Projekte → Mindestinvest: 250€.
  • Aescuvest* → Projekte im Gesundheitssektor → Mindestinvest: 250€
  • iFunded* → Projekte im Immobiliensektor → Mindestinvest: 500€
  • Innovestment → Projekte im Immobiliensektor → Mindestinvest: 10€.
  • Conda → Projekte im Zukunftstechnologie-Sektor → Mindestinvest: 100€.
  • AFunderNation → Unterschiedliche Projekte → Mindestinvest: 100€.