Folgende Situation: Du bist Berufseinsteiger oder junger Mensch in der Ausbildung. Mit Blick auf die  Rente und die aktuelle wirtschaftliche Situation, hast Du das Bedürfnis zu handeln. Doch wie soll das gehen? Dein Gehalt deckt gerade so die steigenden Miet-, Gas-, und Lebensunterhaltskosten. Finanzexperte Christian Zimmer kennt diese Situation nur zu gut. Und er antwortet gewissenhaft auf jede Frage, die wir ihm gestellt haben.

,,Meine Tätigkeit als Finanz-Fachmann in Luxemburg hat mir gezeigt, dass viele Prozesse gar nicht so kompliziert sein müssen, wie häufig in Finanz-Büchern dargestellt. Meine Motivation besteht darin, diese Strategien einfach und praxisorientiert an die Leser weiterzugeben.”

Christian Zimmer, Jahrgang 1979, begann seine Karriere 1998 als Auszubildender bei einer großen deutschen Bank und absolvierte anschließend ein nebenberufliches Studium zum Diplom-Bankbetriebswirt. Seit fast zwanzig Jahren ist er im Bereich Wertpapiere am Finanzplatz Luxembourg tätig, unter anderen als Teamleiter für Fund Quality Management bei einer großen deutschen Fondsgesellschaft sowie als Head of Data Management bei einem Dienstleister für Finanzdaten.

Disclaimer: Dieser Artikel basiert auf der persönlichen Meinung und persönlichen Erfahrungen des Autors. Alle zur Verfügung gestellten Informationen (alle Gedanken, Prognosen, Kommentare, Hinweise, Ratschläge etc.) dienen allein der Bildung und der privaten Unterhaltung. Eine Haftung für die Richtigkeit kann in jedem Einzelfall trotzdem nicht übernommen werden. Sollten die Besucher dieser Seite etwaigen Ratschlägen folgen, so handeln sie eigenverantwortlich.

Wo lohnt es sich denn gerade als junger Mensch/ Berufsanfänger zu investieren?

Diese Frage lässt sich relativ einfach beantworten: weltweit und so breit gestreut wie möglich. Zu einer langfristigen Anlagestrategie, die am einfachsten durch Sparpläne dargestellt werden kann, gehören sowohl die entwickelten Industrienationen als auch die Schwellenländer (Emerging Markets). Letzten Ende weiß niemand, was die Zukunft bringt. Und genau deshalb ist es wichtig, dass man eben nicht versucht, die Zukunft vorherzusehen, sondern breit investiert um überall einen Fuß in der Tür zu haben.

Sind Immobilien und Rohstoffe sichere Wertanlagen? 

Immobilien sind grundsätzlich solide Anlagen, wenn sie zu einem vernünftigen Preis erworben werden können. Aktuell sehen wir jedoch relativ hohe Preise, insbesondere im Bereich der Wohnimmobilien. Als potenzieller Käufer eines Eigenheims muss ich überlegen, ob ich den Kaufpreis, die Finanzierung usw. stemmen kann oder ob Mieten nicht die günstigere Alternative ist. Als Käufer eines Renditeobjektes muss ich überlegen, welche Miete ich erzielen kann und welche Rendite sich daraus ergibt. Nur wenn die Rendite passt, kann man – meiner Meinung nach – von einer soliden Anlage reden. Wird eine Immobilie überteuert gekauft, nur weil man sich gegen Inflation, Negativzinsen usw. schützen möchte, kann man böse Überraschungen erleben. Manche Experten sprechen sogar von einer Immobilienblase. Im schlimmsten Fall kann der Erwerb einer überteuerten Immobilie zu Überschuldung führen, nämlich dann, wenn der Wert der Immobilie im Rahmen des Preisrückganges unter den ursprünglichen Kreditbetrag fällt.

Rohstoffe sind meiner Meinung nach sehr stark von Spekulationen geprägt und für Anfänger meiner Meinung nach nicht empfehlenswert.

In welcher Größenordnung sollte man zu Anfang investieren? In mehrere Anlagen oder nur in eine Einzelne? 

Wichtig ist, dass man früh beginnt. Bei den meisten Banken sind Sparpläne bereits ab wenigen Euro pro Monat möglich.

Insbesondere als Anfänger sollte man mit Investmentfonds (idealerweise passiv gemanagten ETFs) beginnen. Hier ist – auch wenn man nur einen einzelnen ETF auswählt – von Haus aus eine bestimmt Streuung gewährleistet. So gibt es Fonds, die den gesamten Weltaktienmarkt abdecken. Eine entsprechende Strategie beschreibe ich in meinem Buch “Die ESEL-Strategie”. Aber auch eine 2-ETF-Strategie ist eine gute Lösung. Hier würde man dann die Aktien der Industrieländer einerseits und die der Schwellenländer andererseits jeweils mit einem ETF abdecken. Darüber hinaus sind unterschiedliche Mehr-ETF-Strategien möglich, in denen die Hauptregionen des Welt-Aktienmarktes einzelnen abgedeckt werden.

Macht es Sinn von Anfang an viel zu investieren? Oder lieber über einen längeren Zeitraum bspw. Teile des Gehalts beiseite legen? 

Meiner Meinung nach geht langfristig nichts über regelmäßiges Sparen. Das bedeutet auch, dass man mit steigendem Einkommen die Sparraten entsprechend erhöhen sollte. Wer von Anfang an bereits über ein gewisses Startkapital verfügt, kann dieses ebenfalls einbringen. Mit ETFs ist es problemlos möglich, Einmalanlagen mit Sparplänen (im selben oder einem anderen ETF) zu kombinieren. Bei all dem Streben nach Rendite darf nicht vergessen werden, dass ein gewisser Sockelbetrag immer als Notreserve gehalten werden sollte.

Weitere hilfreiche Tipps zum Thema Vermögensaufbau, Sparen und Altersvorsorge findest Du in Christian Zimmers Buch “Die E-S-E-L Strategie”, ,,Das große Finanz-Kochbuch”, ”Das Finazkochbuch light” und ”Vermögensfale Eigenheim?”. Für Fragen oder sonstiges Feedback steht dir Christian Zimmer unter christian@finanzyogi.de gerne zur Verfügung.

Was sind die größten No-Gos für Einsteiger?

Als Einsteiger sollte man sich nicht überschätzen und glauben, man könne die Super-Aktien der Zukunft vorhersagen.

Weiterhin sollte man sich auf mögliche Kursrücksetzer einstellen und nicht in Panik verfallen und verkaufen.

Aktienanlagen sollten stets mit einem langfristigen Anlagehorizont erfolgen. Kurzfristiges Kaufen und panikartiges Verkaufen beim ersten Kursverlust sind Gift für deine Vermögensbildung. Breit streuen, geduldig sein und langfristig denken war in der Vergangenheit immer die beste Strategie, und sicherlich auch die einfachste.

Sollte man Angst haben vor Kurseinbrüchen? 

Das kommt ganz darauf an, wie man investiert ist: wenn man in einzelne Unternehmen oder nur ein bestimmtes Land investiert hat, die eine mögliche Krise unter Umständen nicht überleben, besteht durchaus das Risiko eines Totalverlusts. Hat man hingegen breit gestreut – beispielsweise über einen weltweit anlegenden ETF – sollte man sich von Kurseinbrüchen nicht zu sehr verunsichern lassen. Bestehende Sparpläne sollte man unbedingt weiterlaufen lassen, um langfristig von den günstigen Kaufpreisen zu profitieren. Weiterhin kann es sinnvoll sein, sein Depot nur von Zeit zu Zeit zu überprüfen und nicht ständig hinzusehen. Dadurch wird auch der psychische Stress reduziert. Im Rahmen der Corona-Krise sind die Aktienkurse im März 2020 um ca. 40% zurückgegangen, um sich dann – relativ schnell – wieder vollkommen zu erholen und sogar neue Höchststände zu erklimmen. Wer nicht jeden Tag sein Depot überprüft hat, hat von diesen Schwankungen unter Umständen überhaupt nichts mitbekommen und – mit großer Wahrscheinlichkeit – besser geschlafen. Dennoch sollte man sich immer der Tatsache bewusst sein, dass Anlagen in Aktien – insbesondere kurzfritig – mit hohen Risiken verbunden sein können. Auch ein Totalverlust ist insbesondere bei Einzelinvestments nicht auszuschliessen.

Gibt es Regeln, an die man sich halten sollte? 

  • Nur Geld in Aktien investieren, welches man kurz- bis mittelfristig entbehren kann

  • Langfristig denken

  • Regelmäßig sparen

  • Breit streuen

  • Sparrate mit steigendem Einkommen erhöhen

Danke Christian!