DER LEITZINS - FAZILITÄTEN DER ZENTRALBANK

Immer wenn wir etwas von der EZB hören, denken wir automatisch an den Leitzins oder an das Geld drucken. Damit Geld überhaupt geschaffen werden kann, braucht es allerdings etwas mehr als ein paar Druckerpressen. Der Vorgang ist nicht selten komplex und vielschichtig. Hierfür stehen den Zentral- bzw. Notenbanken eine Reihe geldpolitischer Instrumente zur Verfügung. Diese Werkzeuge nennt man Fazilitäten. Damit versuchen sie unter anderem die in der Volkswirtschaft umlaufende Geldmenge zu steuern. In Europa verfolgt die EZB mittels der Fazilitäten ein Inflationsziel von zwei Prozent. Die bekannteste der Fazilitäten ist der “Leitzins”, doch es gibt eine Vielzahl geldpolitischer Möglichkeiten.

“Finanzielle Probleme lassen sich am besten mit anderer Leute Geld regeln.” (Jean Paul Getty)

Fazilitäten – Der Leitzins

Mit der Justierung des Leitzinses kann die Zentralbank Einfluss auf “Wechselgeschäfte” nehmen. Unter diesen sogenannten “Wechseln” versteht man die Vorfinanzierung der Handelsunternehmen (HU) gegenüber den Produktionsunternehmen (PU). Das ist in der herrschenden Wirtschaftsordnung notwendig, da die HU in der Regel nicht über genügend Eigenkapital verfügen, um alle Waren vorzufinanzieren. Nur so kann man garantieren, dass die Wirtschaft mit ausreichend Gütern versorgt wird.  Im Prinzip wird hier auf Komission geliefert und als Gegenwert ein Wechsel ausgestellt. Auch das ist eine Versprechung auf Zahlung des Geldes.

So funktionieren Wechsel

Diese Wechsel können von Produktionsunternehmen bei der Geschäftsbank gegen Geld eingetauscht werden. Die Geschäftsbanken können diese Wechsel wiederum bei der Zentralbank gegen Geld “rediskontieren”. Handelt es sich bei diesem Geld um Sichtguthaben (das ist normalerweise der Fall), dann ist ein Wechsel ein Anspruch auf einen Anspruch auf Geld (in Form gesetzlichen Zahlungsmittels). Über den Abschlag (Zinssatz) kann die Zentralbank nun Einfluss nehmen. Damit beeinflusst sie zum Beispiel auch, wie hoch dein Guthaben auf dem Tagesgeldkonto verzinst wird.

Fazilitäten – Der Lombardsatz

Der Lombardsatz bestimmt, zu welchem Zinssatz Wertpapiere bei der Zentralbank kurzfristig verpfändet werden können. Mit der Verpfändung meint man eigentlich die Liquidation – sprich Wertpapiere zu Geld zu machen. Eine sehr gängige Methode den Lombardsatz zu nutzen sind beispielsweise Staatsanleihen, die von Geschäftsbanken bei der Geschäftsbank als “Sicherheiten” hinterlegt, verpfändet, werden. Damit kann sich die Geschäftsbank weiteres Geld leihen und an die Kunden weiterreichen.

Fazilitäten – Die Offenmarktpolitik

Dieses Instrument ist gerade in jüngster Vergangenheit durch den Ankauf griechischer Staatsanleihen in Verruf geraten. Es erlaubt es den Zentralbanken auf dem offenen Markt Wertpapiere anzukaufen und zu verkaufen. Durch den Ankauf führt sie dem Markt Geld zu (Geldmengenerhöhung), durch den Verkauf entzieht sie dem Markt Geld (Geldmengenverknappung). In der Eurozone ist in der Regel die Offenmarktpolitik mit dem Begriff des “Leitzinses” als Instrument der Geldmengensteuerung gemeint.

Fazilitäten – Die Mindestreserve

Neben der Offenmarktpolitik stellt die Festlegung der Mindestreserve das wichtigste geldpolitische Instrument der Zentralbank dar. Die gesetzliche Mindestreserve (die wir unter dem Kapitel Fractional Banking mit der Giralgeldschöpfung verknüpft haben), muss von Geschäftsbanken bei der Zentralbank in Zentralbankgeld gehalten werden. Sie ist die Voraussetzung für Geschäftsbanken Kredite – Ansprüche auf Geld – vergeben zu können. Damit kann die Zentralbank die zusätzliche Kreditvergabe (Geldschöpfung) der Geschäftsbanken legislativ beschränken.

Die Fazilitäten ermöglichen also erst die Geldschöpfung. Wie diese funktioniert erfährst Du hier.

Unsere drei Buchempfehlungen zum Thema
N. Herger: Wie funktionieren Zentralbanken?: Geld- und Währungspolitik verstehen*
T. Mayer: Die neue Ordnung des Geldes: Warum wir eine Geldreform brauchen*

L. Wildmann: Makroökonomie, Geld und Währung*


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