REGULIERUNG DER FINANZMÄRKTEWas heißt Regulierung der Finanzmärkte?

Die Regulierung der Finanzmärkte wird von vielen gefordert, um das Wirtschaftssystem wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Sie bedeutet grundsätzlich immer restriktive Maßnahmen, also Verbote. Diesem Prozess stehen wir generell immer etwas skeptisch gegenüber, weil man durch Verbote immer Anreize erzeugt langfristig Auswege zu finden. Auf kurze Sicht ist es aber eine Erfolg versprechende Maßnahme die wenigstens etwas Zeit verschaffen kann, um wirkliche Verbesserungen durchzuführen.

Wie groß sind die Finanzmärkte eigentlich?

Der Unterschied zwischen dem Geldumsatz und dem Umsatz an Waren und Dienstleistungen ist größer denn je. Jeden Tag werden and den Devisenbörsen der Welt etwa 4.000 Milliarden Dollar umgesetzt, obwohl nur 80 bis 100 Milliarden Dollar genügen würden, um alle Waren und Dienstleistungen zu bezahlen die jeden Tag gekauft werden! Das solltest du dir mal auf der Zunge zergehen lassen..

Die Deutsche Börse in Frankfurt hat ein tägliches Handelsvolumen von 2 Billionen Dollar (das entspricht der gesamten deutschen Staatsschuld!). Dem gegenüber steht ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands von 3 Billionen im Jahr gegenüber (= ca. 8 Mrd. Pro Tag → 0,5 %) !!

Vorschlag #1: Höhere Eigenkapitalquoten für Banken

Du hast bestimmt schon einmal was von Basel III gehört. Kaum jemand weiß eigentlich, was das ist. Basel III bezeichnet die Eigenkapitalauflagen für Geschäftsbanken. Damit beschränkt man nämlich auch indirekt die Giralgeldschöpfung. Außerdem führt eine höhere Eigenkapitalquote dazu, dass Banken (vor allem die systemrelevanten) kritische Zeiten besser überstehen. Insgesamt würde es heißen, dass private Geschäftsbanken nachhaltiger und vorsichtiger mit dem Geld ihrer Kunden agieren müssen.

Vorschlag #2: Einschränkung der Spekulation mit Derivaten

Noch so ein Wort, das kaum jemand versteht, aber eine essentielle Rolle bei der Regulierung der Finanzmärkte spielt.

Was ist eigentlich ein Derivat?

Als Derivat (häufig Kreditausfallversicherungen) bezeichnet man eine Wette auf ein zukünftiges Ereignis. Ja, eine Wette! Das ist die offizielle Definition, die wir im Studium gelernt haben! Ein Derivat ist also ein Vertrag, der auf einen zukünftigen Kurswert abgeschlossen wird. Je nachdem wie man zum Zeitpunkt der Fälligkeit steht, kann man damit das zugrundeliegende Wertpapier mit einem Gewinn erwerben bzw. verkaufen. Darüber hinaus gibt es sogenannte Credit Default Swaps. DAs sind Kreditderivate, die Kredite absichern. Somit kann man das Risiko auf ein Minimum senken bzw. auf andere abwälzen.

Derivate sind also Instrumente, mit denen man aus wenig Geld viel Geld machen kann. Die Geschäfte sind zum großen Teil sehr sehr intransparent und nur sehr schwer zu verstehen. Für uns gilt: Finger weg!

Vorschlag #3: Schluss mit Leerverkäufen

Jetzt wirds noch verrückter. Leerverkäufe sind Verkäufe von Wertpapieren, die man zum derzeitigen Stand noch gar nicht besitzt! Meistens wettet man damit auf fallende Kurse. Damit können Kurse beeinflusst oder manipuliert werden.

Vorschlag #4: Verbot der Spekulation mit Nahrungsmitteln

Nahrungsmittelspekulation ist schrecklich und trotzdem tagtägliches Business an den Börsen. Schließlich kann man damit hohe Profite machen. In der Regel bekommt der Anleger davon gar nichts mit. Doch man sollte sich immer vor Augen halten, dass je höher die Gewinne, umso wahrscheinlicher leiden Mensch und/oder Umwelt. Nahrungsmittel sollten aus unserer Sicht nicht zur Spekulation stehen. Führe dir nur mal vor Augen, dass in Afrika 4/5 des Einkommens für Lebensmittel ausgegeben werden. Bei uns sind ist gerade mal 1/5. Das heißt, dass schon kleinere Preisschwankungen für die armen dieser Welt extreme Auswirkungen haben können!

Vorschlag #5: OTC-Geschäfte verbieten

OTC steht für “Over the Counter”. Damit meint Geschäfte, die an der Börse vorbei abgeschlossen werden. Damit müssen sie nicht versteuert werden und unterliegen auch keinerlei anderer Regularien. Sie werden am Telefon oder an einem Tisch praktisch mit Ehrenwort und Handschlag abgeschlossen, ohne dass der Staat oder die Börsenaufsicht davon etwas mitbekommt. Wir finden solche Intransparenz gehört ins alte Jahrtausend und hier sollte eine Regulierung der Finanzmärkte her. Wir sind doch schon so viel weiter – oder etwa nicht?!?!

Vorschlag #6: Hochgeschwindigkeitshandel verbieten

Auch das wäre eine Möglichkeit der Regulierung der Finanzmärkte. Hochgeschwindigkeitshandel meint in der Regel den Handel von Computern untereinander. Ja, heute werden nur noch wenige Geschäfte an der Börse mit lautem Schreien abgeschlossen. Heute handeln Computer mit etwa 250.000 Transaktionen pro Sekunde zwischen Börsen! Den Hochgeschwindigkeitshandel kann man aus unserer Sicht mithilfe zwei verschiedener Maßnahmen einbremsen. Zum einen einer Mindesthaltedauer von Wertpapieren von z.B. 5 Minuten oder einer Finanztransaktionssteuer. Hier würde es schon reichen, alle Finanzgeschäfte mit einer Steuer von z.B. mindestens 0,1 Prozent zu belegen Es wäre locker mit Einnahmen von 80 Milliarden Euro zu rechnen! Stellen wir uns hier 0,5 Prozent vor → 400 Milliarden Euro! Langfristige Investoren stören sich daran kaum, kurzfristige Gewinnmaximierer könnten damit aber durch Bruchteile-von-Sekunden-Geschäfte kein Geld mehr verdienen.

Vorschlag #7: Schattenbanken einschränken

Als Schattenbanken werden Unternehmen bezeichnet, die zwar ähnlich Banken agieren, aber keinen banktechnischen Regularien unterliegen. Damit haben sie einen enormen Wettbewerbsvorteil und akkumulieren immer mehr Kapital. Dazu gehören z.B. Private-Equity Gesellschaften, Beteiligungsunternehmen oder Hedgefonds. Das ist gefährlich, weil sie aufgrund mangelnder Regularien nicht selten deutlich riskantere Geschäfte eingehen (können). Durch ihre Größe können sie jedoch bei einem Scheitern einen verheerenden Dominoeffekt auslösen. Daher – regulieren!

Unsere drei Buchempfehlungen zum Thema
J. Borrmann: Markt und Regulierung*

H. Sperber: Finanzmärkte: Eine praxisorientierte Einführung*
R. Baader: Geldsozialismus: Die wirklichen Ursachen der neuen globalen Depression*


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